Haymo Empl – GESUND & FIT – Nr. 4/2024

Neuigkeiten aus dem Bereich Gesundheit

«Pflanzliche Proteine können durch geschickte Kombination verschiedener Quellen wie Hülsenfrüchte und Nüsse ähnliche Effekte auf den Muskelaufbau erzielen wie tierische Proteine und bieten zusätzlich ­gesundheitliche Vorteile.»

Pflanzliche Proteinquellen auf dem Vormarsch

Die Debatte um die Wertigkeit pflanzlicher Proteine im Vergleich zu tierischen hat die Sporternährung lange dominiert. Neue Forschungsergebnisse liefern nun überzeugende Argumente für pflanzliche Eiweissquellen und könnten die Ernährungsstrategien von Athleten nachhaltig verändern. So kann eine geschickte Kombination verschie­dener pflanzlicher Proteine ähnliche Effekte auf den Muskelaufbau haben wie tierische Proteine. Besonders die Kombination von Hülsenfrüchten, Nüssen, Samen und Getreide zeigt vielversprechende Resultate. Sie liefert ein vollständiges Aminosäureprofil, das für die Muskel­protein­synthese entscheidend ist.

Mit einer ausreichenden Zufuhr von Gesamtprotein und einer optimalen Kombination pflanzlicher Eiweissquellen lassen sich demnach ähnliche Ergebnisse erzielen wie mit tierischem Eiweiss. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für vegetarische und vegane Athleten, aber auch für Menschen, die ihren Fleischkonsum reduzieren möchten.

Pflanzliche Proteine sind zudem oft fettärmer und liefern gleichzeitig wertvolle Ballaststoffe, Vitamine und Pflanzenstoffe, welche die Regeneration unterstützen und das allgemeine Wohlbefinden steigern. Es ist jedoch eine sorgfältige Planung der Ernährung nötig, um alle essenziellen Aminosäuren in ausreichender Menge zu erhalten. Hier können Ernährungsberater individuelle, auf pflanzlichen Proteinen basierende Ernährungspläne erstellen.

Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln reagieren bereits mit der Entwicklung neuer, pflanzlicher Proteinmischungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Athleten zugeschnitten sind.

Auch Hobbysportler und gesundheitsbewusste Menschen können von den Vorteilen pflanzlicher Proteine profitieren. Die Studien unterstreichen, dass eine ausgewogene, pflanzenbasierte Ernährung durchaus den Muskelaufbau und die sportliche Leistungsfähigkeit unterstützen kann.

Studie 1: Protein content and amino acid composition of commercially available plant-based protein isolates (Amino Acids, 2018).
Studie 2: The role of the anabolic properties of plant- ­versus animal-based protein sources in supporting muscle mass mainte-nance: a critical review (Nutrients, 2019)

«Studiengeprüft: Intensive sportliche Aktivitäten stärken das Herz, solange das Training schrittweise aufgebaut und ausreichend Erholung eingeplant wird.»

Massensport ist kein Massenmord

Sport schützt vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, das ist bekannt. Doch was passiert, wenn der Sport nicht nur moderat, sondern extrem betrieben wird, wie bei Radrennen oder Marathonläufen? Kritiker warnen oft davor, dass solche intensiven Belastungen das Herz überfordern könnten. Doch neueste Studien zeigen ein differenzierteres Bild.

Eine aktuelle Untersuchung deutet darauf hin, dass selbst intensive sportliche Aktivitäten, wie sie bei Ausdauerwettkämpfen vorkommen, das Herz eher stärken als schädigen. Es passt sich den extremen Bedingungen an, indem es effizienter arbeitet und widerstandsfähiger wird – aber nur wenn das Training über einen längeren Zeitraum hinweg aufgebaut wird und der Körper ausreichend Zeit zur Erholung hat.

Wichtig ist, auf Warnsignale des Körpers zu achten und bei Anzeichen von Überlastung eine Pause einzulegen. Also: Alle soll(t)en Sport machen, denn Massensport ist kein Massenmord, solange er mit Bedacht und Respekt vor den eigenen Grenzen betrieben wird. Richtig dosiert ist auch intensive Bewegung ein wahrer Segen für das Herz – und für die Seele.

Studie 1: Cardiovascular Effects of Intensive Lifestyle Intervention in Type 2 Diabetes (New England Journal of Medicine, 2013).
Studie 2: Exercise at the Extremes: The Amount of Exercise to Reduce Cardio-vascular Events (Journal of the American College of Cardiology, 2016)

«Die Revolution in der Adipositas-Therapie hat begonnen – und sie findet in unserem Darm statt.»

Mikrobiomforschung – die Revolution in der Adipositas-­Therapie

Die Wissenschaft hat einen neuen Verbündeten im Kampf gegen Übergewicht entdeckt: unser Darm­mikrobiom. Diese winzigen Organismen in unserem Verdauungstrakt rücken zunehmend in den Fokus der Adipositas-Forschung.

Seit Langem wird vermutet, dass die Zusammensetzung der Darmflora einen erheblichen Einfluss auf unser Körpergewicht haben könnte. Neue Studien zeigen, dass sich die Vielfalt und die Zusammensetzung der Darmbakterien bei Menschen mit Normalgewicht und Menschen mit Übergewicht deutlich unterscheiden.

Besonders spannend: Bestimmte Bakterienstämme können anscheinend den Energiestoffwechsel beeinflussen und sogar die Fetteinlagerung regulieren. Einige Mikroorganismen scheinen in der Lage zu sein, Kalorien effizienter zu verwerten, während andere die Aufnahme von Nährstoffen eher hemmen.

Diese Erkenntnisse eröffnen völlig neue Perspektiven für die Behandlung von Adipositas. Forscher arbeiten bereits an Methoden, um das Darmmikrobiom gezielt zu modifizieren. Von Probiotika über spezielle Diäten bis hin zu Stuhltransplantationen – die Ansätze sind vielfältig und vielversprechend.

Doch noch sind viele Fragen offen: Wie genau kommunizieren die Darmbakterien mit unserem Stoffwechsel? Welche Faktoren beeinflussen die Zusammensetzung des Mikrobioms? Und wie können wir diese Erkenntnisse in effektive Therapien umsetzen?

Eines ist jedoch schon jetzt klar: Das Darmmikrobiom wird in Zukunft eine Schlüsselrolle in der Adipositas-Therapie spielen. Es eröffnet nicht nur neue Behandlungsmöglichkeiten, sondern könnte auch unser Verständnis von Ernährung und Stoffwechsel grundlegend verändern. H

Studie 1: Gut microbiome and obesity: A plausible explanation for obesity (Obesity Reviews, 2015). Studie 2: Role of the gut microbiota in nutrition and health (BMJ, 2018)