Muskelkater, Freund oder Feind?
Wenn es um Fitnessmythen geht, steht diese Thematik ganz weit oben auf der Liste – vor allem bei Anfängern. Viele Menschen fühlen sich nämlich erst richtig gut, wenn die Muskeln nach einem harten Training schmerzen. Ein Muskelkater ist jedoch eher ein Warnsignal, dass das Training übertrieben wurde.
Als Muskelkater bezeichnet man bewegungsabhängige Muskelschmerzen, die als Reaktion auf eine Überschreitung der maximalen Belastbarkeit eines Muskels entstehen. Ursächlich sind dies meist ungewohnt intensive oder lang andauernde körperliche Belastungen, die zu kleinsten Verletzungen in der Muskulatur führen.
Ob Profi oder Gelegenheitssportler: Muskelkater kann alle treffen. Ungewohnte Übungen, schwerere Gewichte – und in den nächsten Tagen tut jede Bewegung weh.
Es gibt viele Mythen rund um den Muskelkater, wir haben uns die bekanntesten fünf angeschaut.
«Bewegung ist ein ‹Grundnahrungsmittel›!
Nur wenn wir unseren Körper regelmässig mit körperlicher Anstrengung und Reizen füttern, wird er ausreichend versorgt. So, wie wir essen und trinken, müssen wir uns auch bewegen. Das Sitzen ist am Schluss das Dessert.»
- Nur Untrainierte bekommen Muskelkater.
Schon diese erste Behauptung stimmt nur zum Teil. Klar, wenn man selten Sport treibt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Trainingseinheit Muskelkater mit sich bringt. Aber auch Profisportler sind davon nicht ausgenommen. Nach einer längeren Trainingspause oder einer intensiven Einheit, bei der besondere Muskelgruppen beansprucht wurden, zwickt es wohl jeden von uns. - Wenn Sie keinen Muskelkater haben, war das Training nicht effektiv.
Stimmt nicht! Muskelkater ist zwar ein Hinweis, aber kein Garant für Trainingserfolg. Umgekehrt: Ausbleibender Muskelkater ist kein Indiz für zu schwaches Training. Damit ist Muskelkater wohl der am häufigsten überbewertete Indikator im Krafttraining. Sie sollten Ihre Muskulatur in kleinen Schritten fordern, statt sie zu überfordern. - Der Schmerz kommt von übersäuerten Muskeln.
Auch das stimmt nicht. Früher dachte man, dass der Schmerz durch einen Überschuss an Laktat entsteht; allerdings wurde dies mittlerweile wissenschaftlich widerlegt. Stattdessen sind Mikrorisse dafür verantwortlich. - Dehnen beugt Muskelkater vor.
Dehnen hat keinen positiven Einfluss auf den Verlauf eines anschliessenden Muskelkaters. Vielmehr kann es ihn sogar negativ beeinflussen – falls man es übertreibt und sich die Risse in der Muskulatur vergrössern. Deshalb ist beim Dehnen Vorsicht geboten: Achten Sie auf die Signale Ihres Körpers und erzwingen Sie keine Positionen, die sich nicht gut anfühlen! - Eine ordentliche Massage hilft.
Eine leichte Massage kann die Regeneration fördern. Verringert oder gar verhindert wird Muskelkater dadurch allerdings nicht. Darüber hinaus sollten Sie stärkere Massagen nach einer anstrengenden Einheit vermeiden – denn die Mikrorisse in Ihrer Muskulatur könnten durch gröbere Handgriffe vergrössert werden.