Wissenschaftliche Studie unter der Lupe
«Ausdauersport lässt länger leben als Krafttraining». Den möglichen Anti-Aging-Effekt der beiden Sportausrichtungen haben Kardiologen um Prof. Christian Werner und Prof. Ulrich Laufs in einer randomisierten Studie näher untersucht.
Indoor Cardiotraining kann sehr variabel gestaltet werden und ist in der Steuerung der Intensität sehr präzise.
Wer Sport macht, gewinnt Lebensjahre, das ist wissenschaftlich recht gut belegt. Wer sein Leben mit Hilfe von Sport verlängern will, sollte anscheinend auf Ausdauertraining setzen. Eine randomisierte Studie aus dem Saarland zeigt zumindest, dass die als Indikatoren für Langlebigkeit geltenden Telomere eher auf Ausdauertraining ansprechen als auf Krafttraining. Die zelluläre Alterung spiegelt sich in der Länge dieser Telomere wider. Telomere sind sich wiederholende molekulare Grundbausteine am Ende eines jeden Chromosoms, die sich wie eine Kapsel um das Chromosom legen und die Zelle auf diese Weise vor dem Zelltod bewahren. Bei alternden Zellen geht die Länge der Telomere zurück. Eines der Enzyme, die gegen eine Verkürzung der Telomere anarbeiten, ist die Telomerase.
Studienaufbau
Die Forscher haben in ihrer Studie 124 gesunde, aber körperlich inaktive Erwachsene über einen Zeitraum von 26 Wochen untersucht. Ziel war es herauszufinden, wie sich unterschiedliche Trainingsarten und Trainingsintensitäten auf die Aktivität der Telomerase und auf die Länge der Telomere in bestimmten Blutzellen (Monozyten, Lymphozyten und Granulozyten) auswirken. Die Teilnehmer wurden in folgende 4 Gruppen eingeteilt:
Gruppe 1 (Kontrollgruppe) | Gruppe 2 | Gruppe 3 | Gruppe 4 | |
Trainingsform | Kein Training, weiterhin inaktiver Lebensstil | 3 x pro Woche 45 min Ausdauertraining mit niedriger Intensität (60% max. Herzfrequenz) | 3 x pro Woche intensives Intervall-training nach der 4 x 4-Minuten-Methode | 3 x pro Woche 8 Grundübungen an-Kraftgeräten bei jeweils 20 Wiederholungen und progressiv ansteigenden Gewichten alle 6 Wochen |
Auch Krafttraining kann bezüglich seiner Übungsauswahl und seiner verschiedenen Trainingsmethoden abwechslungsreich gestaltet werden.
Ergebnisse
Statistisch signifikante Unterschiede gab es auf zellulärer Ebene: Bei sportlicher Belastung stieg die Telomeraseaktivität, und die Länge der Telomere nahm zu, allerdings nur in den Gruppen mit Ausdauer- oder Intervalltraining, nicht dagegen in der Gruppe mit Krafttraining, wo sich die Parameter ähnlich verhielten wie in der Kontrollgruppe, nämlich keine grosse Änderung zeigten.
Zumindest wenn diese beiden molekularen Parameter zugrunde gelegt werden, ist also eher Ausdauertraining als Krafttraining als zellulärer Jungbrunnen anzusehen. Dieses Resultat bestätigt die Empfehlungen der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie, wonach Krafttraining aus der Perspektive der kardiovaskulären Prävention nicht als Ersatz für Ausdauertraining betrachtet werden sollte.
Kritisch betrachtet
Eine Verallgemeinerung dieser Telomeraseaktivität und Telomerlänge auf andere Zellarten (Muskelzellen, Nervenzellen, Knochenzellen usw.) ist aufgrund der gewonnenen Ergebnisse nicht möglich. Weiter sollte erwähnt werden, dass gesundheitliches Risikoverhalten wie Rauchen, chronischer Dauerstress oder mangelhafte Ernährung zu einer beschleunigten Telomerverkürzung führt, die nicht durch Training kompensiert wird. Deshalb sollte der gesunde Lebensstil als Ganzes betrachtet werden. Schliesslich darf nicht vergessen werden, dass Krafttraining diverse nachgewiesene positive Effekte auf den Muskelstoffwechsel hat; daher darf dieses in einem gesundheitsorientierten Training auch nicht fehlen.
«Der gesunde Lebensstil sollte als Ganzes betrachtet werden. Denn gesundheitliches Risikoverhalten wie Rauchen, chronischer Dauerstress oder mangelhafte Ernährung führt zu einer beschleunigten Telomer-verkürzung, die nicht durch Training kompensiert wird. Ein gesundheitsorientiertes Training umfasst sowohl Ausdauer- als auch Krafttraining.»