Irene Berger – GESUND & FIT – Nr. 0/2020

Pilates – das andere Ganzkörpertraining

Es gibt im Group Fitness Bereich nicht sehr viele Kurse, die sich über Jahre ­hinweg als fest etablierte Lektionen halten. Pilates ist jedoch eine zu einer der tragenden Säulen des Kursangebotes in jedem Fitnesscenter geworden. Und das zu Recht – denn der gesundheitliche Nutzen ist sehr gross.

Wer war Joseph Pilates?
Die Wurzeln seines einzigartigen Systems, mit dem er seinen Schülern helfen wollte, körperliche Schwächen zu besiegen, lagen in Pilates’ Kindheit, welche er mehr krank als gesund verbrachte. Inspiriert sowohl von östlichen als auch von westlichen Philosophien vereinte er den Geist und die Atemtechnik des Yoga mit den körperlich ausgerichteten Techniken der Gymnastik und anderer Sportarten, um etwas völlig Neues zu schaffen.

Als Joseph Pilates 1926 bedrängt wurde, Angehörige der deutschen Armee zu trainieren, wanderte der überzeugte Pazifist in die USA aus. Er eröffnete im Gebäude des New York City Ballet ein Studio. Seine Arbeit fand sehr schnell Anerkennung. Joseph Pilates starb 1967, doch bis heute nimmt seine Trainingsmethode den ihr gebührenden hohen Rang in der langen Reihe der Körpertrainingssysteme ein. Mehr als dreissig Jahre nach seinem Tod ist sein Werk so populär und anerkannt wie niemals zuvor.

«Der grosse Nutzen des Pilates-Trainings liegt im Transfer der Aufmerksamkeits-, Atmungs- und Bewegungskontrolle auf Bewegungen im Alltag und auf Bewegungen in anderen Sportarten. Jeder Fitnesskunde, welcher an Kraftgeräten, Kabel­zügen und freien Gewichten trainiert, profitiert von der Pilates-Philosophie.»

Die Pilates-Prinzipien

Atmung Joseph Pilates empfahl: «Lerne vor allem an­deren, richtig zu atmen.» Die richtige Atmung reichert das Blut mit Sauerstoff an und hält den Kreislauf stabil.

Konzentration Während des Übens sollte es keinen Moment geben, in dem die Aufmerksamkeit nachlässt.

Kontrolle Pilates fordert die Kontrolle über den Körper und den Geist. Jede Bewegung sollte mental bewusst, sorgfältig geplant und kontrolliert «geführt» werden.

Zentrierung Ein Pilates-Lehrsatz lautet: «Lass die Bewegung aus einer starken Mitte fliessen.» Als Mitte des menschlichen Körpers wird hier der Bereich rund um den Bauchnabel bis hin zu den unteren Rippenbögen betrachtet, eingeschlossen sind dabei auch der untere Rücken und das Gesäss.

Präzision Die präzise Ausführung der Übungen erhöht deren Nutzen für den Körper.

Bewegungsfluss Die fliessenden Bewegungen unterscheiden die Pilates-Übungen von anderen Trainingsmethoden. Sie folgen dem natürlichen Bewegungsablauf im Alltag, bei dem sich eine Bewegung an die andere reiht.

Pilates-Geräte Während des ersten Weltkrieges war Pilates im Lazarett in England interniert und entwickelte dort mit Bettfedern den ersten Prototyp seines Pilates Cadillacs. In späteren Jahren folgten andere Geräte, wie Reformer, Chair, Box, Barrel und viele weitere. Sie bilden die Grundlage seiner Methode und werden vor allem unter Eins-zu-eins-Anleitung oder in Kleingruppen eingeübt.

Pilates-Bodenübungen Erst auf Wunsch seiner Klienten wandelte Pilates seine Übungen auch in Bodenübungen um. Es existieren weit über 500 Übungen mit entsprechenden Variationen und Modifikationen. Sie eignen sich für Gruppenstunden und sind nach seriöser Erlernung leicht zu Hause anzuwenden. Transfer der Prinzipien Der grosse Nutzen des Pilates-Trainings liegt im Transfer der Aufmerksamkeits-, Atmungs- und Bewegungskontrolle auf Bewegungen im Alltag und auf Bewegungen in anderen Sportarten. Alle Fitnesskunden und -kundinnen, die an Kraftgeräten,­ Kabelzügen und freien Gewichten trainieren, profitieren von der Pilates-Philosophie. Der Leitsatz: «Aus der Stabilität in die Bewegung» gilt bei jeder Bewegung, wenn sie technisch korrekt und gelenkschonend ausgeführt werden soll.